RÜCKBLICK: Währungsturbulenzen
Der Monat September hatte es in sich. Die Stimmung war so schlecht wie lange nicht. Die globalen Aktien- und Anleihemärkte gaben im Sog falkenhafter Zentralbankentscheidungen deutlich nach. Auch sichere Häfen wie Gold und Silber konnten sich dem Trend nicht entziehen. Der USD wertete im September erneut substanziell gegenüber allen Währungen (EUR, JPY, GBP, CHF) auf.
USA: Nahezu alle ökonomischen Daten, die im Monat September berichtet wurden, deuten auf eine sich abkühlende Wirtschaft hin. Hier wären die Einkaufsmanagerindizes zu nennen (weiter gefallen), als auch die Arbeitslosenquote (leicht gestiegen), Industrieproduktion (leicht gefallen) und Auftragseingänge für Verbrauchsgüter (leicht gefallen). Gleichzeitig sorgten die Inflationsdaten Mitte des Monats für eine Überraschung. Zwar war die Inflationsrate inklusive Energie leicht zurückgegangen, jedoch legte die für die Zentralbank relevante Größe, die Basis-Inflation leicht zu. Gründe waren vor allem gestiegene Kosten für Dienstleistungen und Wohnen. In der Notenbanksitzung am 20. September bekräftige der Präsident der US-Notenbank Jerome Powell die Aussagen, welche er im Rahmen der Jackson Hole Tagung im August verkündet hatte, erneut und gab eine weitere Zinserhöhung von 0,75% auf derzeit 3,25% bekannt. Die am Vortag veröffentlichten ökomischen Prognosen der FED zeigen die Erwartung eines Zinsgipfels im März 2023 bei 4,625%.
Europa: Wie bereits im August angedeutet beschloss die EZB in Ihrer Sitzung Anfang des Monats eine Rekord-Zinserhöhung in Höhe von 0,75%. Auch in Europa wird das Ziel verfolgt, die Inflationsrate entschlossen zu bekämpfen und in den als verträglich empfundenen Bereich (ca. 2%) zurückzuführen. Im Gegensatz zu den USA herrscht in Europa eine sehr starke Belastung der Angebotsseite durch hohe Energiepreise, welche nur in geringerem Umfang durch Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen ist. Auf politischer Ebene formieren sich hier zwei Probleme. Einerseits werden vielerorts Pakete zur Entlastung der Bürger und Unternehmen geschnürt, welche die angebotsseitig ausgelösten Probleme über eine Unterstützung der Nachfrage abmildern sollen. Dieses Vorgehen konterkariert je nach Ausgestaltung die Pläne der Zentralbanken, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu reduzieren. Das Ergebnis sind steigende Renditen, welche zu starker Volatilität an den Rentenmärkten führen können. Ein Beispiel hierfür sind die Marktverwerfungen an den Rentenmärkten in Groß-Britannien in den letzten Tagen des Septembers. Die Folgeeffekte der von Frau Tuss (seit Anfang September neue Premierministerin) angekündigten radikalen, fiskalpolitischen Stimuli führten an den Anleihemärkten zu derartigen Turbulenzen, dass sich die Bank of England gezwungen sah, in Form von Käufen von 30-jährigen Staatsanleihen in das Marktgeschehen einzugreifen und damit eine 180° Wendung zu vollziehen. Dieses Ereignis verdeutlicht, wie gefährlich politische Fehlentscheidungen für die Kapitalmärkte sein können.
Andererseits zeigt die scharfe europäische Kritik (vor allem aus Italien) über das gerade in Deutschland verabschiedete 200 Mrd. Euro umfassende Entlastungspaket, dass insbesondere die weniger starken Länder Europas auf Solidarität in der Lösung der Krise pochen werden. Dazu tragen voraussichtlich auch politische Verschiebungen bei, wie der Wahlsieg der postfaschistischen Fratelli di Italia mit Ihrer Anführerin Giorgia Meloni. Diese vertritt einen vergleichsweisen europakritischen Kurs, wenn es um Umsetzung von Reformen geht, jedoch einen sehr europafreundlichen Kurs, wenn es um Themen wie finanzielle Solidarität geht. Damit ist neuer Stress in Europa vorprogrammiert.
Asien: Die Wirtschaftsdaten aus der Volksrepublik enttäuschten überwiegend. Dies ist nicht zuletzt auf die schwächelnde inländische Baukonjunktur, die Null-Covid Politik und rückläufige Nachfrage aus anderen Regionen wie USA und Europa zurückzuführen. Ende des Monats prognostizierte die Weltbank ein Wachstum der Volksrepublik von nur noch 2,7% gegenüber dem Vorjahr für 2022. Ein Ende der Null-Covid Politik scheint nicht in Sicht. Die wirtschaftliche Schwäche dürfte auch an exportabhängigen Konsumgüterunternehmen in Europa und den USA nicht spurlos vorübergehen.