Strategie Update April 2022

RÜCKBLICK: Der April ist der neue Mai!

Mit Kursrückgängen von mehr als 8% im S&P500 und mehr als 13% im Nasdaq100 erlebten wir den schlechtesten US-Börsenmonat April seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008. Damit legte der April ein Verhalten an den Tag, welches in alten Börsenweisheiten häufig eher dem Mai nachgesagt wird. Ursache waren erneut steigende Zinsen. Auch im April gab es wenig erfreuliche Nachrichten aus dem Umfeld der drei aktuellen Angstquellen (Zinswende, Corona und Geopolitik). Die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen legte auf 2,95% zu, was auf die Erwartung der Marktteilnehmer zusätzlicher Zinserhöhungen seitens der FED hinweist. Die Zinsstrukturkurve blieb jedoch leicht invers. Zur gleichen Zeit verschärfen sich die Lieferkettenprobleme im Rahmen der großflächigen Lockdowns in China. Mitte des Monats berichtete der Datenanalysedienst für die maritime Wirtschaft Winward, dass rund 20% der weltweit aktiven Container-Schiffe vor überlasteten Häfen auf Löschung der Ladung warten. Davon rund 28% allein in China. Auch von Seiten der Geopolitik blieben entspannende Impulse aus.

Trotz der Kursrückgänge verlief die Berichtssaison in den USA bislang erfreulich positiv. Elf der zwölf im S&P500 vertretenen Sektoren verzeichneten Umsatzanstiege bei mehr als 50% der vertretenen Unternehmen, welche die Erwartungen übertrafen (siehe Abb.1).

Quelle: Factset: Earnings Insight

Quelle: Bloomberg LLP

Spitzenreiter waren die Sektoren Industrie, Informationstechnologie, Zyklischer Konsum und Nicht-Zyklischer Konsum, bei denen jeweils über 80% der Unternehmen Umsatzsteigerungen jenseits der Erwartungen kommunizierten. Im Bereich der Gewinne lag die Quote der Unternehmen, die die Erwartungen übertrafen bei 79%.

Für die US-Wirtschaft problematisch gestaltet sich der anhaltende Rückgang des USVerbrauchervertrauens, was regelmäßig zu geringeren Konsumausgaben und einer höheren Sparquote führt. Während die Konsumentenpreise in den USA im März einen Anstieg von 8,5% gegenüber dem Vorjahr aufwiesen, fiel das Verbrauchervertrauen in der Umfrage der Universität von Michigan mit einem Wert von 65,2 auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2011. Wenngleich der Arbeitsmarkt im Gegensatz zu damals robust erscheint, dürfte sich das Konsumentenverhalten auch dieses Mal erheblich auf die wirtschaftliche Situation in den USA auswirken und seitens der FED nicht unbemerkt bleiben.

Im Gegensatz zu den Märkten in den USA konnte sich der europäische Aktienmarkt seitwärts bewegen. In China gab es zum Monatsende positive Impulse durch Äußerungen der KP im Hinblick auf eine Vollzugsmeldung der Regulierungsagenda. Insbesondere die chinesischen Technologieaktien konnten hiervon in den letzten Tagen des Monats profitieren.

AUSBLICK: Wird es schlimmer bevor es wieder besser wird?

Trotz der ungünstigen Historie des Börsenmonats Mai , spricht aktuell vieles dafür, dass die Nerven der Anleger möglicherweise bald eine kleine Verschnaufpause bekommen. Einerseits werden nach dem Ende der Berichtssaison die Aktienrückkauf-Programme wieder aufgenommen, wodurch nach Schätzungen der US-Investmentbank Goldman Sachs mit einem zusätzlichen Transaktionsvolumen  von etwa 5 Mrd. USD pro Tag zu rechnen sein dürfte. Andererseits hat die jüngere Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Phasen starker Kursrückgänge noch immer Buy-the-dip Käufer auf das Spielfeld lockt.

Mittelfristig dürfte das volatile Umfeld, wie bereits in den vergangenen Strategieupdates beschrieben, erhalten bleiben. Wie lange dies so bleibt, dürfte davon abhängen, wann die Marktteilnehmer mehr Klarheit über die Zweit- und Drittrunden Effekte des Preissteigerungszyklus haben. Wenn man sich den US-Aktienmarktes anschaut, sieht man, dass Wendepunkte immer erst dann auftraten, wenn die Bewertungen unterhalb des langjährigen Durschnitts lagen (sh. Abb. 3). Auch kann man feststellen, dass Wendepunkte immer dann stattfanden, wenn die überwiegende Mehrheit der Unternehmen des S&P500 unter der 200 Tage Linie (rollierender 200-Tage Durschnitts-Kurs) notierten (sh. Abb. 4).

Quelle: Bloomberg LLP, Eigene Berechnungen

Quelle: Bloomberg LLP, Eigene Berechnungen

In beiden Fällen bewegt der US-Markt sich klar in diese Richtung, ist jedoch höchstwahrscheinlich noch nicht am Ende der Entwicklung angelangt.

In Europa dürfte der Druck auf die Zentralbank zunehmen, wenngleich dies im Vergleich zu den Entwicklungen in den USA, angesichts der stärkeren wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf Europa, moderater ausfallen dürfte. Auf der Rentenseite ist insbesondere in Europa der geldpolitische Spielraum der EZB noch nicht final eingepreist. Hier könnte es in den nächsten  Wochen, je nachdem wie deutlich die EZB reagiert, zu Schwankungen kommen.

Auf der Aktienseite dürfte es bei Unternehmen mit stabilem Wachstum und wiederkehrenden Erträgen gute Kaufgelegenheiten geben. Auch könnten positive Impulse aus dem Umfeld der chinesischen Regierung im Hinblick auf eine Beendigung des letzten Regulierungs-Zyklus für die Plattform-Ökonomie ein Signal für eine Erholung sein.

Strategie

Aktien- und Rentenmärkte lieferten im Monat April keinerlei Gelegenheiten zur Erholung. Der negativen Marktentwicklung konnte sich unsere Anlagestrategie daher nicht entziehen. Jedoch reagierten unsere Portfolien, aufgrund aktiver Stabilisierungsmaßnahmen auf Ebene der Asset Allokation, im schlechten April-Marktumfeld etwas gedämpfter auf die heftigen Kursbewegungen bei Aktien- und Renten.

Auf der Aktienseite gab es im April ausschließlich negative Wertbeiträge über alle Sektoren zu verzeichnen. Besonders kamen Aktieninvestments aus dem Bereich IT und Consumer-Discretionary unter Druck. Die Sektoren Financials und Materials konnten durch nur geringe Sensitivität die Aktienseite stabilisieren und entfalteten im April die gewünschte diversifizierende Wirkung.

Die Rentenseite zeigte sich im skizzierten Kapitalmarktumfeld erfreulich robust. Die umgesetzten Maßnahmen führten zu einem nur leicht negativen Performancebeitrag im abgelaufenen Monat.

Auf der Aktienseite haben wir unser Europa-Exposure im Bereich Mid-Cap und Growth weiter abgebaut. Im Zuge dessen haben wir die Bereiche Qualität/Dividenden, Finanzdienstleister und Nichtzyklischer Konsum in die Aktien-Allokation mit aufgenommen. Insbesondere im Zinssteigerungs- und Inflationsumfeld setzen wir vermehrt auf Qualität und Stabilität sowie auf Branchen, die sich durch eine geringe Zinssensitivität auszeichnen. Das Aktiengewicht haben wir unverändert bei einer neutralen Gewichtung belassen.

Auf der Rentenseite haben wir den Bereich von kurzen EUR Investment-Grade Unternehmensanleihen stark reduziert und hierfür USD-Floater allokiert. Des Weiteren haben wir unser Engagement in High-Yield Anleihen und Convertible-Bonds ausgebaut. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld, die Zinspolitik in den USA und Europa begünstigen unserer Meinung nach Renten-Asset-Klassen, die sich durch eine hohe laufende Verzinsung auszeichnen. Der Vermögenserhalt, insbesondere im Rahmen des aktuellen Inflationsregimes, stellt für uns die oberste Prämisse dar. Durch die Anpassungen auf der Rentenseite soll in Teilen eine positive Realrendite erreicht, aber auch Zinsänderungsrisiko minimiert werden.

Durch die Transaktionen auf Aktien- und Rentenseite sind die Portfolien für die kommenden Marktphasen so aufgestellt, dass diese bei einer Erholung das volle Potential ausschöpfen können.
Zugleich setzen wir auf eine diversifizierte Asset Allokation, bei der Ertragskraft, Wachstum und Qualität im Mittelpunkt stehen . Durch das aktuelle Umfeld werden Bewertungen bei Aktien und Renten vereinzelt wieder attraktiv. Im Fokus stehen hier die Sektoren Informationstechnologie insbesondere in China, bei denen wir Chancen in den kommenden Wochen selektiv und mit Bedacht ausnutzen werden.

12. Mai 2022

    Newsletter abonnieren

    Wir bieten unseren Kunden und Interessenten verschiedene regelmäßige Publikationen an, welche als Newsletter abonniert werden können.

    Rückblick, Ausblick und Strategieupdate zu unseren Vermögensverwaltungsstrategien (Link: aktuelle Ausgabe)

    :

    Aufarbeitung relevanter Themen im Kontext der Kapitalmärkte durch unseren CIO Dr. Martin Stötzel, sowie Interviews und gelegentliche Gastbeiträge (Link: aktuelle Ausgabe)

    *Pflichtfelder