Strategie Update November 2024

ÜBERBLICK: Erst die Party, dann der Kater

Der Oktober war von einigen Unsicherheitsfaktoren geprägt. Insbesondere das knappe Rennen bei der US-Präsidentschaftswahl als auch in diesem Zusammenhang neu aufkeimende Inflationssorgen haben an den Märkten für Zurückhaltung gesorgt und zu einem erneuten Anstieg des Goldpreises und der Renditen am langen Ende geführt.

Unser Aktienfonds „RAM Equity Smart Global“ beendete den Monat mit einer Wertentwicklung von +2,58% (YTD per Ende Oktober: +17,44%) und unser Mischfonds „SARA Global Balanced“ legte um 0,62% zu (YTD per Ende Oktober +10,77%).

US-Wahlen

Die Würfel sind gefallen: Donald Trump gewinnt die US-Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus gelingt es den Republikanern wahrscheinlich auch die Kongresswahl für sich zu entscheiden, was dazu führt, dass er durchregieren kann. Die Kapitalmärkte reagierten besonnen auf die Entwicklungen. Die von vielen erwarteten Turbulenzen blieben bislang erfreulicherweise aus.

In seiner Kampagne hatte Donald Trump eine Reihe von Agenda Punkten verkündet, deren Umsetzung unmittelbare Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und das Marktgeschehen haben dürften. Die folgende Liste zeigt einige Beispiele, deren Auswirkungen aktuell am Markt diskutiert werden:

  • Steuersenkungen für Unternehmen und Verlängerung von reduzierten Steuervergünstigungen für Privathaushalte
  • Deregulierung insbesondere im Bereich Klimaschutz
  • Einfuhrzölle
  • Remigration von illegalen Einwanderern
  • Mitspracherecht des Präsidenten bei FED-Entscheidungen & Bankenregulierung

Die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen dürften kurzfristig bis mittelfristig Rückenwind für das ohnehin freundliche Aktienmarktumfeld in den USA bedeuten. Konkret könnten sich die Geschäftsbedingungen (weniger Regulierung und weniger Steuern), die Finanzierungsbedingungen (Trump plant Einfluss auf die Bankenregulierung zu nehmen) und die Wettbewerbssituation inländischer Hersteller durch eine aggressive Handelspolitik verbessern. Der Arbeitsmarkt könnte durch eine migrationsfeindliche Politik, bei der weniger Zuwanderer in den Arbeitsmarkt eintreten, „heißer“ laufen.

Bereits vor der Wahl wurde am Rentenmarkt ein Szenario mit steigendem Wachstum, höheren erwarteten Inflationsraten sowie gestiegenem Term-Premium (i.e. Kompensation für das Halten längerfristiger Anlagen gegenüber kurzfristigen) eingepreist. Die Aktienmärkte feierten den zu erwartenden Schub für das Wachstum durch Steuererleichterungen und Deregulierung. Diese Trends dürften sich mit der schrittweisen Umsetzung der Agenda fortsetzen. Der US-Dollar dürfte dabei stabil bleiben.

Mittel- bis langfristig birgt diese Politik das Risiko, dass die inflationären Effekte die FED zum Eingreifen zwingen oder sich das gewünschte Wachstum nicht nachhaltig genug entwickelt, um die Größenordnung der Budgetdefizite im Haushalt zu rechtfertigen. In diesem Fall würden die bislang erfolglosen Rezessions-Vorhersager der Post-Covid Periode vielleicht schon in der zweiten Hälfte von Trumps Amtszeit eine gute Chance bekommen Recht zu behalten.

Wir ziehen daraus folgende Schlussfolgerungen:

  1. US-Aktien verfügen gegenüber anderen Regionen trotz höherer Bewertung derzeit über mehr Potenzial.
  2. Small- und Midcaps dürften besonders von Deregulierung und Steuersenkungen profitieren.
  3. Die Zinsstruktur dürfte steiler werden, wobei die Zinsen am langen Ende steigen, oder auf höherem Niveau bleiben.
  4. US-High-Yield und Wandelanleihen dürften profitieren.
  5. Der USD dürfte aufgrund der besseren wirtschaftlichen Lage in den USA weiter stabil bleiben.

STRATEGIEKOMMENTAR: Oktober

Im Oktober konnten sich die Strategieportfolien über alle Risikoklassen hinweg trotz des leicht schwächeren Gesamtmarktes behaupten. Dazu trugen alle selektierten Anlageklassen bei.

Auf der Aktienseite erzielten Werte aus dem Technologiebereich und Finanzdienstleistungen den größten Performancebeitrag zum Portfolio. Hier waren positive Überraschungen unserer Portfoliounternehmen im Rahmen der Berichtssaison ausschlaggebend.

Auf der Anleiheseite kamen die größten Wertbeiträge aus dem Bereich Unternehmensanleihen. Sowohl unsere Positionen in globalen Unternehmensanleihen als auch Europäische High-Yield Anleihen konnten leichte Zuwächse verzeichnen. Hier waren eine Einengung der Kredit-Spreads die Ursache. Wandelanleihen entwickelten sich mit dem freundlicheren Umfeld für Technologiewerte ebenfalls positiv. Leicht negativ entwickelten sich europäische Staatsanleihen aufgrund leicht steigender Renditen.
Im Oktober haben wir keine Veränderungen an den Portfolien vorgenommen.

KAPITALMARKT RÜCK- / AUSBLICK

RÜCKBLICK USA: Das makroökonomische Umfeld in den USA hat sich etwas positiver entwickelt. Hierzu beigetragen haben eine leichte Erholung des verarbeitenden Gewerbes, weiterhin solide Zahlen aus dem Dienstleistungssektor, als auch der immer noch stabile Arbeitsmarkt. An den Anleihemärkten dürfte diese Entwicklung einen Teil des Anstiegs der 10-jährigen Renditen erklären, welche ja bereits bis Ende Oktober auf den höchsten Stand seit dem Sommer geklettert war. Eine weitere relevante Komponente geht auf das Konto der wieder steigenden Inflationserwartungen. Diese Entwicklung ist sowohl im langfristigen als auch kurz bis mittelfristigen Bereich (2-5 Jahre) zu beobachten und hängt maßgeblich mit der US-Wahl zusammen.

Auch die Berichtssaison war marktbestimmend. Bis zum Zeitpunkt der Erstellung der Publikation legten die Firmen im Durchschnitt ein Gewinnwachstum von 5,3% vor. Damit ist dies das fünfte Quartal mit Gewinnwachstum in Folge. Während Unternehmen in den Bereichen Kommunikations-dienstleistungen, Health Care und des zyklischen Konsums das größte Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal berichteten, legten die Sektoren Industrie, Materialien und Energie rückläufige Gewinne vor. Auffällig war, dass nach Berechnungen des Finanzdatenanbieters Factset die Reaktionen sowohl auf übertroffene als auch enttäuschte Erwartungen heftiger ausfiel als in vergangenen Berichtsperioden.

Die im Grunde solide fundamentale Lage wurde von geopolitischen Faktoren wie dem engen Rennen um die Präsidentschaftswahl, sowie der zeitweisen geopolitischen Eskalation im mittleren Osten überlagert.

AUSBLICK USA: Bereits bevor das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl feststand, befand sich die US-Wirtschaft in solider Verfassung. Insbesondere der Dienstleistungssektor dürfte auch weiterhin dazu beitragen. Gleichzeitig nutzt die Zentralbank die durch den strengen Zinsanstieg der vergangenen Jahre neu gewonnenen Spielraum, um zu verhindern, dass die „Normalisierung“ des Arbeitsmarktes in eine schwer kontrollierbare Abwärtsspirale driftet. Dabei ist Liquidität in den USA keinesfalls knapp, da der Staat noch immer massive Stimuli durch den Inflation Reduction Act umsetzt. Nach der US-Wahl dürften in den nächsten Monaten die Maßnahmen der ersten 100 Tage der neuen Administration für weiteres Wachstum insbesondere in den zyklischen Sektoren sorgen. Wie groß die Effekte werden, hängt sicher auch davon ab, wie sich das gestiegene Renditeniveau auf die Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand auswirkt. Möglich ist, dass ein Teil der positiven Effekte der Trump Administration bei Firmen mit größerer Verschuldung durch die schlechteren Refinanzierung-Bedingungen aufgezehrt wird. Für die Aktienmärkte dürfte die Entwicklung ebenfalls zunächst positiv ausfallen. Die US-Anleihemärkte dürften weiter von einer steiler werdenden Zinsstruktur geprägt sein.

RÜCKBLICK EUROLAND: Auch in Euroland wurden im Oktober in der Tendenz positivere Konjunktur-Daten berichtet als in den Vormonaten. Dennoch blieb insbesondere Deutschland schwach. Ursächlich für die Schwäche war vor allem der zyklische Teil der Wirtschaft, der zu großem Teil von Exporten nach China und in andere Teile der Welt abhängig ist. Die globale Nachfrage insbesondere nach Autos ließ jedoch zuletzt stark nach. Auf der anderen Seite steht der Arbeitsmarkt in Europa derzeit auf soliden Beinen, was eine gute Basis für die Konsumentwicklung ist.

Die Berichtssaison verlief im Hinblick auf die Gewinnentwicklung weitgehend positiv. In Summe konnten die Unternehmen, die bislang Ihre Zahlen vorgelegt haben, die Gewinne um rund 10% steigern. Die Umsätze hingegen sanken im Schnitt um etwas mehr als 1% vor allem getragen von rückläufigen Erlösen im Finanzdienstleistungssektor.

AUSBLICK EUROLAND: In den nächsten Monaten wird es in Euroland wenige Impulse jenseits der Geldpolitik geben, die für eine sich verbessernde Lage sorgen können. Im Gegenteil: Politische Instabilität in mehreren Ländern insbesondere in Deutschland in Kombination mit Spekulationen über den Kurs in Handelsangelegenheiten der neuen Administration dürften die Stimmung belasten. Ein zartes Pflänzchen Hoffnung keimt in China, wo bislang als wirksam versprochene Maßnahmen auf der Metaebene angekündigt wurden, jedoch die erforderliche Konkretisierung sowie eine nachvollziehbare Umsetzungswahrscheinlichkeit bislang ausbleibt.
Für die Unternehmen in Europa dürfte die Entwicklung im Handel mit den USA und China in den nächsten Monaten einen Unsicherheitsfaktor darstellen. Aber auch hierzulande gibt es Unternehmen, die in der Lage sind, sich mit den Rahmenbedingungen der „neuen Ordnung“ zu arrangieren und damit erfolgreich zu sein. Für diejenigen Firmen, die dies nicht können wird eine harte Konsolidierung bevorstehen. Für einen Abgesang auf die großen Indizes in Europa ist es definitiv zu früh, jedoch wäre eine Outperformance gegenüber den US-Benchmarks sehr überraschend.

RÜCKBLICK CHINA: Obwohl die verschiedenen Stimuli in China bereits vor mehr als zwei Monaten verkündet wurden und viele Marktteilnehmen von einem „whatever it takes“ Moment ausgingen, haben sich alle bislang verkündeten Maßnahmen zwar als ausreichend, um einen kompletten Niedergang des Finanzsystems infolge des laufenden Entschuldungs-Zyklus zu verhindern, jedoch als unzureichend um die hohe Sparquote und den schwachen Konsum der Privathaushalte in Schwung zu bringen herausgestellt. Hierfür benötigt es kraftvolle und großvolumige Maßnahmen, in Form von direkt auf den Konsumenten zugeschnittene Entlastungen und Stimuli. Diese passen bislang nach Auffassung vieler Analysten – uns eingeschlossen – nicht zur Agenda und Narrative der chinesischen Regierung. Die Kapitalmärkte haben dies zur Kenntnis genommen und haben einen Teil der Euphorie bereits wieder verloren.

Unterdessen haben sich einige konjunkturelle Entwicklungen gezeigt, die vordergründig positiv erscheinen. So hellte sich die Stimmung der Einkaufsmanager leicht auf. Auch die Handelsbilanz erholte sich von einer kurzen schwächeren Phase im Jahr. Jedoch befindet sich China in einem deflationären Umfeld, was leider nicht für eine Belebung des Konsums spricht.

AUSBLICK CHINA: In den nächsten Monaten werden die Thema Handel und Stimulus den Fokus der Anleger auf sich ziehen. Auch wenn die chinesische Regierung in der ersten Amtszeit von Donald Trump möglicherweise ein Verständnis gewonnen hat, wie in Handelsfragen vorgegangen werden könnte, dürfte der Schlag für die chinesische Wirtschaft hart ausfallen. Dazu belasten die anderen Faktoren, wie der Entschuldungs-Zyklus des Finanzsystems, eine schwache demographische Entwicklung und die Deglobalisierung. In diesem Umfeld trauen wir den chinesischen Kapitalmärkten keine nachhaltige Trendwende zu.

ASSET KLASSEN

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